Wir alle sind Elis. – Georg Trakl und die Tiefendimensionen menschlicher Existenz.

Mit seinem Gedicht „An den Knaben Elis“ lässt Georg Trakl uns einen Blick werfen auf den Menschen der Luzifer-Zeit, der der Erlösung bedarf, der Auferstehung eines geistigen Bewusstseins, das als Möglichkeit vorhanden ist, aber von der Menschheit bisher weitgehend nicht genutzt wird. Als Söhne und Töchter Luzifers werden die Menschen seelisch-geistig untergehen. Auferstehen zu dem neuen Adam, wie ihn Paulus nennt, können sie, wenn sie erkennen, dass es ein Bewusstsein gibt, dass in Wahrheit keiner Religion, keiner Kirche angehört. Es beinhaltet, dass Menschen sich bereitmachen für einen inneren Prozess, der das Stirb unserer alten Menschen und das Werde des neuen Menschen zulässt.
Gewiss ist Trakl nicht zu einer letzten Konsequenz vorgedrungen, aber sein so großes Verdienst ist, dass er uns darauf aufmerksam macht, dass es diesen Elis in uns gibt, der einst Adam Kadmon, Purusha und wie auch immer genannt wurde, den Weg durch die Luzifer-Zeit gehen musste, um seiner kosmischen Aufgabe gerecht werden zu können, frei zu werden, und sich aus dieser gewonnenen Freiheit für jenes Bewusstsein entscheidet, das Paulus den unverweslichen Leib nennt und die Überwindung des Todes mit sich bringt, nach all der langen Zeit, in der der Mensch immer und immer wieder sterben musste. – Diese Zeit kann vorbei sein.
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Vorsicht, Mystik! – Wie Erleuchtung geschieht. – Richard Dehmels „Manche Nacht“.

Menschen streben oft mit Ungeduld Erleuchtung in jedweder Form an.
Richard Dehmel lässt uns wissen, dass ein Lichtereignis geschehen kann, manche Nacht, wenn wir einfach dahinschreiten. Gerade wenn wir nicht damit rechnen, kann geschehen, was Ungeduld eher verhindert.
Im Rahmen des Videos wird angesprochen, dass es eine gefährliche Mystik gibt, eine diffuse, die in Gefühlen versumpft, die mit Macht Spirituelles erreichen will, ohne dass der Mensch in sich Klarheit geschaffen hat. Ekstase, Trance und ein Sich-Wundbeten sind Formen einer Religiosität, die den Menschen auf einer niederen Entwicklungsstufe festhalten können. Er mag sich zwar heilig vorkommen, im Grunde aber kultiviert er auf trivial-religiöse Weise niedere Triebe, niederes Bewusstsein.
Richard Dehmel liebte das Leben und genoss es in vielerlei Hinsicht in vollen Zügen. Zugleich aber war es ihm ein Anliegen, dass der Mensch sich selbst erziehe und sich nicht verliere in Unordnung und Zügellosigkeit. Mystik kann religiös verbrämte Zügellosigkeit sein. Dann ist sie allerdings weit entfernt beispielsweise von der eines Meister Eckehard oder einer Hildegard von Bingen.

Tucholsky, Kästner, Schwesterseelen und ein Beispiel von ewiger Liebe.

 

 

Kurt Tucholskys Augen in der Großstadt und Erich Kästners Ein Beispiel ewiger Liebe thematisieren einen spirituellen Tatbestand, der bisher in den Interpretationen untergegangen ist, weil die traditionelle Germanistik sich des Themas der Schwesterseele – oder Dualseele, wie sie auch genannt wird – nicht bewusst ist. Dabei findet sich diese seelische Wirklichkeit immer wieder in Lyrik, Prosa und Schauspiel angesprochen, ursächlich in Platons Symposion, in der biblischen Genesis und ebenso im Nibelungenlied sowie im Volkslied von den Königskindern, aber auch in den Nebeln von Avalon, Marc Levys Sieben Tage für die Ewigkeit oder auch in Horvaths Jüngstem Tag. – Jeder Mensch ist von dieser seelischen Realität betroffen. Ihrer Bedeutung wird auch durch eine Passage aus O.M. Aivanhovs Liebe und Sexualiät Rechnung getragen, in deren Rahmen er sich zum Thema der Schwesterseele und zu wertvollen Augen-Blicken äußert.

 

Wo bist du, Gefährtin. – Über männliche und weibliche Seiten.

 

Männliche Seiten in uns erstarren, wenn ihnen das Weibliche fehlt. Weibliche Seiten verflachen und verlieren ihre Konturen, wenn ihnen Männliches fehlt. – Im Zentrum dieses Videos, in dem es noch einmal um die „Schwebe des Lebendigen” (Max Frisch) geht, stehen Gedichte der Bachmann, von Enzensberger und Kahlau sowie der Droste. Sie zeigen auf, dass ohne Liebe kein wirkliches Leben möglich ist, bestenfalls Besitz, Macht, Rollenspiele, Flachheit …

Weil du nicht bist wie alle andern … In der Schwebe des Lebendigen (II)

Den Anderen als einzigartiges Wesen wahrnehmen zu können, ermöglicht, dass er sich entfalten kann. Entsprechend gilt, wie wir mit uns umgehen. Das wird deutlich anhand des Liedes von Klaus Hoffmann, Aussagen von Albert Schweitzer und C.G. Jung sowie den Gedichten der Annette von Droste-Hülshoff und Sarah Kirsch; sie alle sind hilfreich, uns bewusster leben zu lassen. In der Liebe, deren wir bedürfen, um dem Bildnis zu entgehen, lauern allerdings auch Gefahren, auch das wird deutlich. Je achtsamer wir gegenüber einem möglichen Bildnis werden, je bewusster wir uns der Liebe zuwenden – allerdings nicht dem, was als Liebe gemeinhin gilt – desto berechtigter können wir das Prädikat „Mensch“ tragen.

 

In der Schwebe des Lebendigen. Max Frischs „Du sollst dir kein Bildnis machen“.

 

 

Es ist das Lebensthema des Schweizer Schriftstellers Max Frisch und im Grunde aller Menschen, den Nächsten und sich selbst aus einem Bildnis zu befreien, das lebenslänglich in ein Gefängnis sperren, ja den Tod im Leben bedeuten kann. Einzig die Liebe befreit aus diesem Bildnis und hält unseren Mitmenschen und uns in der Schwebe des Lebendigen. Menschen gehen auf Reisen, um diesem Bildnis zu entfliehen. Entscheidend ist jedoch die Reise zu sich selbst, die Selbstbefreiung, damit Leben schweben kann. Dichter singen und schreiben immer wieder von diesem Geschehen.

 

Wenn zwei sich ineinander still versenken … – Friedrich Hebbels „Das Heiligste.

Friedrich Hebbel lebte von 1813 bis 1863 und sein Sonett „Das Heiligste“ vermittelt, was die Heiligkeit der Liebe ausmacht und deutlich wird, warum Liebe etwas ganz anderes ist als das, was heute Menschen unter ihr verstehen. Stille, Scham und Unschuld sind Wesensmerkmale, die ermöglichen, dass Gott sich in der Hingabe zweier Menschen aneinander verwirklicht.

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